Eine Art Leserbrief: Die Sehnsucht nach dem Maius

Die Sehnsucht nach dem Collegium Maius

Ich war und bin bis jetzt eine erbitterte Gegnerin des Umzugs unserer Fakultät. Leider haben sich alle meine Ängste bewahrheitet. Meine Wohnung liegt nicht verkehrsgünstig. Ich muss jetzt viel früher aufstehen, um rechtzeitig zum Unterricht zu kommen. Es geht mir auf die Nerven, dass ich so viel Zeit im Bus vergeude. Es gibt aber keine gute Lösung dieses Problems, weil trotz des Umzugs der ganzen Fakultät die Anzahl der Busse nicht vergrößert wurde. Die Studenten, die näher am Collegium
Humanisticum wohnen, müssen oft auf einer Bushaltestelle bleiben und auf den nächsten Bus warten, weil es unmöglich ist, in den gekommenen Bus einzusteigen. Die Studenten müssen sich in Bussen drängen und sie sollen glücklich sein, wenn sie einen Platz für sich finden. Vielleicht gewöhne ich mich, wie alle, an die neue Situation, weil wir keine Wahl haben, aber ich kann solchen Unsinn nicht verstehen. Der Stress begleitet uns ständig und dank den sinnlosen Verkehrsverbindungen bekommen wir die nächsten Gründe zur Frustration. Nach den schweren Erlebnissen mit den Bussen müssen wir schnell in die Universität laufen, weil unser Gebäude sehr weit entfernt von der Bushaltestelle liegt. Wenn ich schließlich das Ziel meiner Reise erreiche, bin ich so erschöpft, dass ich nicht denken kann.

Das Collegium ­Humanisticum sieht imposant aus. Dieses Gebäude ist in einem modernen Stil gebaut. Den besonderen Eindruck macht der riesige, runde Hauptflur. Das Gebäude hat drei Etagen, der letzte Stock ist für die Studenten der Germanistik bestimmt. Wir können den Fahrstuhl nutzen. Die Säle sind mit Projektoren ausgestattet, was digitale Präsentationen ermöglicht. Die Toiletten sind sehr schön und da befinden sich viele Spiegel. Alle ist in derselben Lage auf dem Campus versammelt – das Fremdsprachenzentrum und die Bibliothek. Jeden Tag gehe ich an der Hauptbibliothek vorbei, so kann ich sie oft besuchen.

In der Umgebung der Universität fehlen Geschäfte oder andere interessante Objekte, es gibt aber einen Wald. Die Kantine befindet sich in der Nähe von der Eingangstür und es gibt zu wenig Plätze, das wundert mich aber nicht. Die schwächste Seite des neuen Gebäudes ist aber die Einrichtung, die zur Arbeit am Unterricht nicht angepasst ist. Jeder Student hat so wenig Platz für sich am Tisch, dass Platz für die Bücher fehlt. Die Studenten können ihre Gesichter im Unterricht nicht sehen, weil wir in drei Reihen sitzen und nur die Rücken der Anderen bewundern können. Die Säle sind sehr groß, aber die Saalfläche wird nicht ausgenutzt. Im Hörsaal werden die Stühle nicht erhöht aufgestellt, deshalb kann man in der letzten Reihe den Dozenten weder gut hören noch sehen. Die schlechte Akustik erschwert die Arbeit am Unterricht, was besonders schwierig für die Philologie ist, wo die Phonetik eine bedeutende Rolle spielt.

Wahrscheinlich bin ich nicht objektiv, aber ich sehne mich nach dem Collegium Maius, das ein wahres Kunstwerk ist, das den Geist einer vergangenen Epoche hat. Ich habe die Hoffnung, dass ich mich an die neue Lage gewöhne. Der größte Vorteil des Collegium Maius war die wunderbare Lage in der Altstadt. Nach dem Unterricht konnte man die Stadt besichtigen und z.B. Einkäufe machen. Ich erinnere an das Collegium Maius immer mit großer Liebe, weil ich daran nur gute Erinnerungen habe. Dieses Gebäude besitzt Magie und einen Zauber, der von nichts übertroffen werden kann. Obwohl ich die Entscheidung für den Umzug verstehen kann, bin ich damit nicht einverstanden. Man kann mir vorwerfen, dass ich die ästhetischen Aspekte des Gebäudes höher als die praktischen schätze, aber unsere Umgebung hat einen großen Einfluss auf unsere Leistungen.

Sylwia Chilmon

(Anmerkung der Redaktion: Der Text entstand schon im Oktober im Rahmen einer PNJN-Übung.)